[[image1]]Öffentliche Lizenzvergaben, die unter dem kritischen Auge der EU-Wettbewerbsbehörden stattfinden, werfen ihre Schatten voraus. Unter diesem Gesichtspunkt ist die jüngste Aufsichtsratssitzung von Casinos Austria International zu verstehen. Wäre es nach den Berichten einiger Medien gegangen, so hätte bei dieser Gelegenheit der Generaldirektor der Casinos-Austria-Gruppe Karl Stoss reinen Tisch machen wollen. Kurzum, das Schicksal der beiden CAI-Vorstände Paul Herzfeld und Josef Leutgeb stand auf dem Spiel. Getreu dem Sprichwort, dass angesagte Revolutionen nicht stattfinden, ging aber die Aufsichtsratssitzung sang- und klanglos über die Bühne. Nichts passierte. Es kam zu keiner Generalabrechnung mit den Vorständen über die diversen Problemfälle, die auch schon in den Couloirs Gesprächsgegenstand waren, sondern es gab nur Arbeitsaufträge.
Auch solider finanzieller Status ist entscheidend
Der Hintergrund für diese „Stillhalteaktion“ liegt auf der Hand. Will man doch derzeit alle Schritte unterlassen, die das Image der Casinos-Austria-Gruppe beschädigen könnten. Noch vor dem Sommer will nämlich das Finanzministerium mit der Ausschreibung der nunmehr 15 Voll-Casino-Lizenzen laut neuem Glückspielgesetz beginnen. Stoss macht schon seit geraumer Zeit Druck auf die Regierung, will er doch, wenn es nur irgendwie möglich ist, die bisherigen 12 Lizenzen auch weiterhin behalten. Das Problem ist nur, dass die Vergabe der Lizenzen im Zuge einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung oder zumindest einer qualifizierten Interessentensuche erfolgen muss. Dabei sind aber nicht nur eine langjährige, einschlägige Erfahrung, erstklassiges Know how und der strenge, korrekte Umgang mit dem Spielerschutz ausschlaggebend, sondern auch eine konsolidierte finanzielle Verfassung des Bewerbers. Die öffentliche Diskussion in den letzten Wochen, wonach der Casino-Konzern nicht nur in Österreich sondern auch im Ausland nachhaltige Verluste schreibt, über den Abbau von Mitarbeitern, den Verkauf von Anteilen an mehreren Betrieben, durfte daher nicht weitergehen sondern musste so schnell wie möglich beendet werden.
Internationale Entwicklung zu spät erkannt
Faktum ist, dass der Konzern von Casinos Austria (inkl. der Lotterien) noch vor nicht allzu langer Zeit zu Österreichs größten Steuerzahlern zählte. Heute zählt der Konzern zu den Sorgenkindern. Die 12 Casinos von Bregenz bis Wien sind schon seit geraumer Zeit mehrheitlich in den roten Zahlen und die bisherige „Cash Cow“ nämlich Casinos Austria International schreibt seit letztem Jahr ein kräftiges Minus in der Bilanz. Dazu kommt die internationale Entwicklung am Glückspielmarkt (die von Casinos Austria zu spät erkannt wurde), indem einerseits das Spielen am Automaten und im Internet den Live-Casinos arg zu schaffen macht und andererseits vor allem großflächige Unterhaltungsangebote gefragt sind, die wiederum den singulären Spielbetrieben zusetzen.
Nicht zuletzt kamen die Casinos Austria auch noch personell ins Gerede, zumal sich der „Mister Casinos Austria“ Leo Wallner, der fast 40 Jahre (von 1968 bis 2007) an der Spitze des Unternehmens stand, der aus einem eher anrüchigen Spielbankbetrieb die angesehene, weltweit agierende Casinos-Austria-Gruppe formiert hatte, plötzlich mit allen möglichen Vorwürfen sowie ungeklärten Provisionszahlungen konfrontiert sah.
Geändertes Krisenmanagement
Der seit 2007 agierende neue Generaldirektor Stoss, dem schon in seinen früheren Funktionen ein schwieriger Umgang mit seinen Vorstandskollegen nachgesagt wurde, versuchte in dieser Situation sich sukzessive von der Vergangenheit abzusetzen (das bezog sich auch auf die aktuell agierende CAI-Spitze), wollte das Heil in einem Gesundschrumpfen suchen, um den Konzern für die zukünftigen Herausforderungen fit zu machen. Schon kurz nach dem Amtsantritt hieß es, dass Stoss eigentlich vom Casinos-Austria-Konzern sehr enttäuscht sei. Hatte er doch immer geglaubt, dass es sich dabei um einen „Global Player“ handelt, tatsächlich aber würde Casinos Austria oft nur einige Prozente an Anteilen halten und auf vielen Problemen sitzen. Bis knapp vor der Sitzung des Aufsichtsrates wollte daher Stoss Krisenmanagement so praktizieren, wie er dies in St. Gallen gelernt hatte. Nämlich, dass man ratzeputz reinen Tisch macht und dann die Reihen wieder schließt.
Kritisches Auge auf Einhaltung des EU-Rechts
Dass alles andere kam, wird nicht nur als ein Erfolg des noch immer funktionierenden Wallner’schen Netzwerkes sondern auch als die normative Kraft des Faktischen gewertet. Hatte doch das Finanzministerium bei den laufenden Kontakten mit Brüssel erfahren müssen, dass man bei der EU ein kritisches Auge auf die Vergabe der Spielbanken-Lizenzen werfen wird. Immerhin wurden bereits die 12 bestehenden Casino-Lizenzen sondern auch die einzige Lotterie-Lizenz ohne Ausschreibung, gewissermaßen unter der Hand verlängert wurden – und das zu einem Zeitpunkt da für Österreich das EU-Recht inkl. der strengen Ausschreibungsrichtlinien galt. Der erhobene Brüsseler Zeigefinger verfehlte nicht seine Wirkung und die Spitzen vom Finanzministerium bis hin zu den Großbanken sorgten dafür, dass die Bremsklötze angelegt wurden und die Aufsichtsratssitzung ganz anders verlief als ursprünglich geplant war.