Rund um die Österreichischen Lotterien und Casinos Austria ist einiges in Bewegung geraten. Das wiederum hängt damit zusammen, dass der Verkauf der Anteile der Münze Österreich (deren Aktienpaket beläuft sich auf 33,2 Prozent), eine 100-Prozent-Tochter der Österreichischen Nationalbank, beschlossene Sache ist.
Wie man hört ist es vor allem OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny satt, bei internationalen Treffen dauernd darauf angesprochen zu werden, warum er eigentlich an einem Glückspielunternehmen beteiligt ist, passt das doch gar nicht zum Image eines seriösen Bankers. Ähnlich denkt man auch bei der so genannten Kirchenbank Schelhammer & Schattera, auch sie wollen der Casag, wie im Fachjargon Casinos Austria genannt wird, „adieu“ sagen.
Kirchenbank: Ethik-Papiere statt Jetons
An sich hatte für den Erwerb dieser Anteile der Münze Österreich ursprünglich die Raiffeisengruppe, die über die Medial Beteiligungs GmbH bereits in das Casino-Austria-Business involviert ist, eine Option angemeldet und auch eingeräumt erhalten. Auf diese Option haben freilich die Giebelkreuzler schon vor einiger Zeit verzichtet. Dafür hat der Vorstand der ÖIAG, Rudolf Kemler, ein Interesse am Kauf der Münze Österreich angemeldet. Im Zuge einer Neuordnung, so soll auch die Abbaugesellschaft für die Kärntner Hypo-Bank, zwar nicht direkt aber doch zumindest unter das Dach der Staatsholding eingegliedert werden, hat man durchaus Appetit am Glückspielpaket der Münzanstalt gefunden. Vor allem um zu verhindern, dass irgendwann die 33,2 Prozent vielleicht in ausländische Hände geraten könnten.
Es muss aber nicht nur bei diesen 33,2 Prozent bei einem Gesellschafterwechsel bleiben. Ähnlich wie die Nationalbank will auch das der älteste Bankhaus Wiens, Schelhammer & Schattera, seine Casino-Bande (direkt und indirekt hält man 10 Prozent des Aktienkapitals) lösen. Das zu mehr als 85 % im Eigentum der römisch-katholischen Kirche stehende Geldinstitut konzentriert sich zunehmend auf so genannte „Ethik-Papiere“ und findet, dass die Jeton-Connection so gar nicht zum Profil des christlichen Hauses passt.
Und noch ein weiteres 16,8 Prozent schweres Casinos-Austria-Aktienpaket, nämlich jenes der Maria-Theresia-Bablik-Stiftung (Stiftungsvorstand ist der von Karl Stoss abgelöste Ex-Generaldirektor Leo Wallner), könnte den Besitzer wechseln. Auch dort, so wird schon seit längerem kolportiert, gibt es Verkaufsabsichten.
Neuordnung der Casinos-Austria-Lotterien-Gruppe
Ob es dazu wirklich kommt und es eigentlich für die Optik gut ist, dass die Casinos Austria Gruppe, die in den letzten drei Jahrzehnten aufgrund der innerösterreichischen und internationalen Entwicklung sukzessive von ihrem Monopol-Status Abschied nehmen musste, wieder mehrheitlich unter Staatseinfluss gerät, wird derzeit diskutiert. Tatsache ist jedenfalls, dass Finanzminister Michael Spindelegger generell ernsthafte Überlegungen wälzt, Casinos Austria und die Österreichischen Lotterien neu aufzustellen. Und das aus gutem Grund. Während unter Wallner österreichisches Casino-Know-how in die ganze Welt exportiert wurde, das Unternehmen ein richtiger Vorzeige-Betrieb war, wurde unter der Stoss-Regie ein Strategiewandel getroffen, was einen beträchtlichen Schrumpfungsprozess zur Folge hatte. Nicht zuletzt ist man im Finanzministerium, ständig auf der Suche nach neuen Steuereinnahmequellen, vorsichtig gesagt verstimmt, dass man den Lotterien zwar die Lizenz für die Aufstellung von bis zu 5.000 VLT (Videol-Lotterie-Terminals) zuschanzte, bis dato aber nur ein paar hundert dieser Geräte in gerade einmal 13 WinWin-Shops stehen, während der Großteil noch gar nicht vergeben ist.
Ehe die Übernahme der Münze-Österreich-Anteile (und eventuell noch weiterer Aktienpakete) durch die ÖIAG erfolgen kann, bedarf es nicht nur verschiedener politischer Entscheidungen (u.a. Aufstockung des Aufsichtsrates) bezüglich der ÖIAG selbst, sondern wartet man vor allem auch auf die Vergabe von noch drei Voll-Casino-Lizenzen, zwei davon in Wien, eine in Niederösterreich. Aus dem Ministerium hieß es dazu schon vor einigen Wochen, dass damit nach Ostern gerechnet werden dürfte. Gerechnet wird derzeit übrigens eifrig, was der Wert der Casinos Austria Gruppe an sich sein könnte und da ist von einem Betrag bis zu einer Milliarde Euro die Rede. Wobei der Hauptwert daran auf die Lotterien entfällt.