Wie der KURIER aktuell meldet, sind die Zeiten, als die Casinos Austria auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt wurde, längst vorbei.
Der Wert der Glücksspielgruppe liegt deutlich unter einer halben Milliarde Euro. Inklusive der 68-prozentigen Beteiligung an den Lotterien. Das geht aus den zwei von der Nationalbank in Auftrag gegebenen Bewertungsgutachten hervor – so der KURIER in seiner Samstag-Ausgabe.
Da staunt der Fachmann. Immerhin sind in diesem Wert-Paket auch so wertvolle Nuggets wie „WINWIN“ und Österreichs einziges legales online-Glückspiel, www.win2day.at, enthalten.
Die Gründe für die tiefe Bewertung sind mannigfach: Die CASAG-Lotterien-Gruppe hat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgaben-Problem. Spieler-Info.at berichtete darüber.
Und: Das Auslandsgeschäft muss neu geordnet und saniert werden, was noch viele Millionen kosten wird
Hauptursache des in Relation zum Umsatz geringen Firmenwertes ist der eingebrochene Gesamtertrag.
Üblicherweise werden Glücksspiel-Unternehmen am internationalen Markt mit etwa einem Jahresumsatz (plus) bewertet und auch verkauft.
Das würde bei der CASAG-Lotterien-Gruppe einen „Verkehrswert“ von etwa 3 Milliarden Euro entsprechen … leider nur „würde“.
Die geringe Ertragslage in Relation zur Verschuldung drückt den Wert massiv. Diese geringe Ertragslage wird durch ein internes Ausgabenproblem mit überbordenden Personal- bzw. Verwaltungslosten verursacht.
Die historisch gewachsenen Pensions- und Bezugsverträge mit den Mitarbeitern sind prozentual wesentlich höher als bei vergleichbaren internationalen Betrieben.
Die in der CASAG „bestimmende“ Gewerkschaft lässt auch dem aktuellen Management wenig Spielraum für Einsparungen, falls diese auf Grund des seit Jahrzehnten brüderlich besetzten „rot-schwarz“ Proporz-Vorstandes (das gilt auch für die Eigentümer-Struktur) überhaupt gewollt ist.
Die Österreichische Nationalbank, exakt deren 100 %-Tochter Münze AG soll sich nun vom Drittel-Anteil an der CASAG trennen.
Das aktuelle Gutachten weist den Wert dieses Anteiles mit nur zwischen 120 bis 140 Millionen Euro aus.
Für die MÜNZE AG wäre der Verkauf trotzdem ein phantastisches Geschäft: Sie kaufte nach einem großen Privatisierungsskandal in den 90-er Jahren um das Staatliche Verkehrsbüro (damals hielt dieses Verkehrsbüro den heutigen CASAG-Anteil der Münze) um ganze 400 Mio Schilling (also etwa nach heutigem Kurs weniger als 40 Mio Euro!
In den vergangenen 20 Jahren hat die Münze AG (somit auch die Österr. Nationalbank) an Dividenden der CASAG-Gruppe, inklusive Entsendungen deren Manager in Positionen in der CASAG nicht wenig „abgeräumt“.
Nun soll also dieser Anteil der Münze AG in die ÖIAG abgegeben werden – klarerweise erst dann, wenn auch dort wieder der traute „Proporz“ herrscht
Sonst würde die „dramatische“ Situation eintreten, dass z.B. Frau AR Dr. Riess oder Herr ÖIAG-Aufsichtsrat-Chef „Sigi“ Wolf in den Aufsichtsrat der CASAG-Lotterien-Gruppe eintreten würden. Also wartet man die „neue“ ÖIAG“ ab.
Ein weiteres Gutachten, ebenfalls zum Thema „Anteilsverkauf“ der CASAG, sieht die Abwicklung eines Deals sehr kompliziert. Alle CASAG-Aktionäre haben gegenseitiges Vorkaufsrecht.
Der Verkaufspreis muss also absolut marktkonform festgesetzt werden und ALLE Anteilseigner müssen einem Verkauf zustimmen.
5 %-Aktionär Schelhammer & Schattera hat den Ausstieg beschlossen, die Ambitionen der rund 17 % der MTB-Privatstiftung von Maria Theresia Bablik gehen ebenfalls in diese Richtung.
Die als möglicher Interessent der CASAG-Anteile oftmals zitierte Novomatic-Gruppe kommt für einen beherrschenden Anteilskauf auch wegen kartellrechtlicher Gründe nicht in Betracht.
Viel wahrscheinlicher wäre eine Kooperation der beiden Glücksspielriesen auf dem technischen Sektor, was den CASAG-Wert erheblich steigern würde.
Allerdings sind aus der Vergangenheit noch „psychologische“ Barrieren für diese Vernunftlösung zu überwinden.
Einen „technischen“ Anfang hat die Kooperation in aller Stille schon gemacht: Die gesetzlich notwendige Anbindung aller Geldspielautomaten – auch die der CASAG-Gruppe – an das Bundesrechenzentrum wird von der Novomatic technisch umgesetzt und begleitet.
Möglicherweise gilt auch hier ein altes Sprichwort: „Neue Besen kehren gut“… immerhin könnte durch den Wechsel des Vorstandsvorsitzenden der Novomatic AG (nunmehr ist Mag. Harald Neumann oberster Boss) ein neues Gesprächsklima entstehen.
Bevor die endgültige Entscheidung über die aktuell ausgeschriebenen drei Casino-Lizenzen gefallen ist, wird es eher keine Annäherung geben.
Die Zuteilung von zwei Konzessionen an die Novomatic-Gruppe und einer Konzession an die deutsche Gauselmann-Gruppe wurde bekanntlich von der CASAG beeinsprucht. Das angerufene Gericht muss bis Anfang Februar 2015 entscheiden.