Vier Jahre lang verdiente Huang Shan sein Geld damit, für reiche Chinesen vom Festland Reisen in die Zockerhochburg Macao zu organisieren. Jetzt ist er verschwunden – und mit ihm 10 Milliarden Hongkong-Dollar (930 Millionen Euro), die er seinen Investoren schuldet, so THE WALL STREET JOURNAL.
Die Organisatoren der Zockerreisen oder „Junkets“ ermöglichen fast zwei Drittel der Glücksspielumsätze in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao – 2013 generierten sie 30 der 45 Milliarden Dollar an Glücksspielumsätzen. Sie organisieren für besonders reiche Glücksspieler aus Festlandchina die Anreise, geben ihnen Kredit und kassieren am Ende die Schulden ihrer Kunden sowie eine Gebühr für ihre Dienste. Das System setzte sich durch, weil die chinesische Regierung die Bargeldmenge begrenzt, die Bürger mitnehmen können, wenn sie das Land verlassen, und weil Spielschulden in China nicht rechtsgültig sind.
Mehrere Kasinomanager und Junket-Betreiber suchen jetzt nach Huang. Sein Geschäft lief blendend, da er Investoren eine monatliche Rendite von 2,5 Prozent bot – mehr als der Branchenstandard von 1 bis 2 Prozent, sagen einige Branchenteilnehmer. Junkets funktionieren etwa wie eine Bank – sie nehmen das Geld von Investoren, verleihen es an Glücksspieler und zahlen den Geldgebern im Tausch eine Rendite.
Huang wird keines Gesetzesverstoßes beschuldigt. Die Polizei von Macao wollte sich zu dem Fall nicht äußern, die Kasinoaufsicht reagierte nicht auf Anfragen.
Branchenvertreter fürchten, dass der Vorfall zu einer Kreditklemme in Macao führen könnte. Die asiatische Stadt generiert siebenmal so viele Glücksspielumsätze wie der Las Vegas Strip. Kasinomanager sagen, dass ihre Firmen zwar keine direkten Verluste erleiden dürften, dass sie jedoch einen Schaden für die Branche insgesamt fürchten.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein hochverschuldeter Junket-Betreiber verschwunden ist. Der Markt habe sich davon nie beeindrucken lassen, sagt ein hochrangiger Kasinomanager, der im aktuellen Fall ermittelt. Dieser Fall könne jedoch anders sein, da eine so extrem hohe Summe auf dem Spiel stehe. „Mindestens 100 Menschen suchen nach diesem Mann“, sagt ein Investor bei einem der größten Junket-Betreiber von Macao.
Lesen Sie den Artikel in THE WALL STREET JOURNAL.