Mit beachtlichem PR-Getöse versucht die österreichische Epic-Gruppe des Dr. Peter Goldscheider gemeinsam mit zwei tschechischen Partnern, Martin Skopek und Pavel Horak (KKCG und Emma Capital), sich als neuer Eigentümer der CASAG-Lotterien-Gruppe anzudienen. – Bitte lesen Sie dazu auch den ausführlichen Anhang zu diesem SI-Bericht.
Gnädig wird auch der Republik Österreich, vertreten durch die ÖBIB, ein verbleibender CASAG-Anteil von 25 % und eine Aktie eingeräumt.
Folgt man den Argumenten von Goldscheider, so braucht die CASAG-Lotterien-Gruppe dringend Hilfe aus Tschechien und Griechenland. Erst dann entsteht ein „europäischer Glücksspielkonzern“ von beutendem Ausmaß.
Die Glücksspielbranche kann ob solch dreister Vorstellungen nur den Kopf schütteln.
Die österreichische CASAG und auch die Österreichischen Lotterien gelten nicht nur in Europa, sondern weltweit als ein vorzüglich aufgestellter Glücksspielkonzern. Sicher die CASAG hatte in den letzten Jahren Probleme mit einigen Auslands-Beteiligungen – darunter ausgerechnet in Griechenland – aber besonders die Österreichischen Lotterien gelten als vorbildliches Top-Unternehmen. Die Positionierung der Österreichischen Lotterien ist maximal, die Organisation funktioniert exzellent.
Mehr geht nicht mehr. Die Österreichischen Lotterien sind auch mit dem EURO-Lotto europaweit in der Oberliga vernetzt.
Nun soll ausgerechnet die jüngere tschechische Lotterie oder die griechische Lotterie dieses Glücksspiel-Juwel „auf eine größere industrielle Fantasie“ heben, wie Goldscheider posaunt.
Geht’s noch?
Welchen Nutzen, bitteschön, hätten die beiden Glücksspielbetriebe von derartigen Partnern?
Niemand kann darauf eine plausible Antwort geben.
Die einzige Partnerschaft, welche der CASAG-Lotterien-Gruppe NUTZEN kann, ist nicht der Eigentümer-Tausch mit gleichartig aufgestellten, mehr oder minder erfolgreichen Unternehmen, sondern logischerweise nur ein echter, innovativer Glücksspiel-Industriebetrieb mit eigener Erzeugung und eigener Content-Entwicklung und -Forschung.
Nicht die horizontale Verbreiterung unter „Gleichen“ bringt am Markt etwas, sondern die vertikale Vertiefung mit technischem Equipment.
Soweit so logisch.
Der Österreichischen Lotterie sind im Wachstum durch die Auflagen der staatlichen Konzession, welche auch dem Europarecht entspricht, Grenzen gesetzt.
Diese Grenzen hat die Lotterie ausgereizt, was jeder Bürger täglich am Kiosk, an der Tankstelle, im Fernsehen etc. selbst feststellen kann.
MEHR GEHT NICHT, jeder Erweiterung würde den strengen Spielerschutz-Auflagen und den Beschränkungen der Glücksspielwerbung widersprechen.
Die Folgen einer Erweiterung der Lotterie-Aktivitäten wären sogar gefährlich, es könnte der Lizenz-Entzug drohen. Glücksspielwerbung, als Beispiel, sollte vordringlich der Information dienen, sagt der EuGH.
Gewiss, die Österreichischen Lotterien könnten einiges an Kosten einsparen und den Jahresgewinn deutlich erhöhen.
Zum Unterschied zu einem Telekom-Betrieb gelten für den konzessionierten Glücksspielbetrieb strenge Auflagen, welche auf Punkt und Beistrich zu erfüllen sind und laufend kontrolliert werden.
Es gibt auch eine starke Verankerung der Gewerkschaften, es gibt zahlreiche sozial wirksame Vertragsverpflichtungen, welche nicht ohne weiteres gekappt werden können.
Eine sanfte Reduktion der Kosten ist selbstverständlich möglich
Eine Ausweitung der Geschäftsfelder oder des Umsatzes nur im Rahmen der üblichen Erhöhungen – mit EINER Ausnahme: den offenen ca. 4.500 Konzessionen für VLT-Glücksspiel-Automaten, geltend in ganz Österreich.
Der Nutzen eines Einstieges von Dr. Peter Goldscheider und seinen tschechischen Partnern liegt eindeutig bei diesen selbst, nicht bei der CASAG-Lotterie-Gruppe.
Aber es gibt auch RISKEN für den Einstieg in diesen Glücksspielkonzern
Das größte Risiko heißt „Republik Österreich“, auch BMF oder Finanzminister Dr. Hans Jörg Schelling nebst der vom BMF beherrschten ÖBIB.
Ein derart großes Glücksspielunternehmen lebt von der vom Staat erteilten Glücksspielkonzession.
Diese ist zeitlich befristet, aktuell sind noch mehr als 12 Jahre „frei“.
Dann wird wieder NEU und INTERNATIONAL ausgeschrieben.
JEDER Eigentümer lebt mit dem Risiko, bei der nächsten Konzessionsrunde leer auszugehen.
Das ist nur der überschaubare Teil des Risikos
Es gibt auch das fiskalische Risiko: JEDER Finanzminister der Welt hat die Möglichkeit, mit steuerlichen Maßnahmen auch ins Glücksspielgeschäft einzugreifen.
Die Italiener haben das in den letzten zwei Jahren drei Mal gravierend umgesetzt.
Und: Ohne Gewerkschaft geht so gut wie gar nichts. Das Glücksspielunternehmen ist sehr personalintensiv mit gewachsenen Strukturen und eigenen Regelungen.
Wer diese nicht durchschaut oder kennt, wird seine wahren Wunder erleben.
Die CASAG-Lotterien-Gruppe ist – ja, auch das ist richtig – seit ihrer Gründung im Management und im Aufsichtsrat paritätisch politisch besetzt: „rot“ und „schwarz“ teilen sich brüderlich die Macht und das Cash.
Diese fein gesponnen Verflechtungen können nicht wie von Alexander dem Großen mit dem Schwert gelöst werden. JEDER neue Eigentümer hat eine personalpolitische Lebensaufgabe vor sich.
Zu heftig aufzutreten könnte die Wut der (Konzessions)-Götter heraufbeschwören.
Ein oder mehrere Kuratoren des BMF sitzen sowieso in jeder Aufsichtsratssitzung und berichten an das BMF.
Es wird sich auch jeder Unternehmer gut überlegen, die Pläne des Finanzministers wesentlich zu durchkreuzen.
Diese Pläne sehen derzeit die Komplettübernahme der CASAG-Gruppe durch die ÖBIB (Republik Österreich) vor. Insider wissen: Der Herr Finanzminister ist dazu wild entschlossen.
Gleichgültig, wie dieses Vorhaben ausgeht: Bei Erfolg des Finanzministers würden weitere Probleme entstehen
Die Republik muss versuchen, diese Glücksspielanteile wieder so rasch als möglich los zu werden. JEDER TAG Verzögerung des Verkaufes würde den Wert mindern. Stichwort „Ablaufende Konzessionen“!
Es stehen aber in diesem Zusammenhang mit einer Verstaatlichung weitere offene Fragen an:
Werden die handelnden Personen, welche durch die Republik als Manager und Aufsichtsräte entsandt werden (müssen), einer Re-Privatisierung der CASAG-Lotterien-Gruppe „gerne“ zustimmen oder will man die honigsüßen Jobs so lange als möglich behalten?
Hier tut sich ein neues Riff auf, das dann umschifft werden muss – in Österreich und seiner politischen Verhaberung ganz sicher ein schwieriges Manöver!
Was würde passieren, wenn der Staat NICHT verkauft und die Konzessionen in 12 Jahren international, nach EU-Recht, NEU ausgeschrieben werden müssen?
Welche Entscheidung würde das BMF dann für welchen neuen Konzessionär treffen?
Vor allem aber: Wäre es nicht für die Republik und den Finanzminister ertragreicher und auch nervenschonender, sich auf die KONTROLLE und die Steuereinahmen zurückzuziehen und die Hebel der Macht ohne Doppelgleisigkeiten zu halten?
Wie immer das spannende Match um die CASAG-Lotterien-Anteile ausgehen wird: es wäre für die Republik, die Eigentümer und die Mitarbeiter dieses Glücksspielkonzerns wichtig, dass neue Eigentümer einen NUTZEN für das Unternehmen bringen und keine Unruhe oder keinen Schaden durch „Gewinnspiele“ verursachen.
Spieler-info.at hat bereits über den Interessenten Teddy Sagi ausführlich berichtet.
Bitte lesen Sie hier einige tiefgreifende Recherchen über Dr. Peter Goldscheider, die Epic-Gruppe sowie seine beiden tschechischen Oligarchen-Partner.
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Medienberichte:
WZ / Tschechische Milliardäre greifen nach Casinos
SN / Wiener Konsortium will Mehrheit an Casinos Austria und Lotterien
Die Presse/Konsortium will rasch Mehrheit an den Casinos
KURIER / Casinos: Der Preis entscheidet ( Schelling rd 400 Mio, EPIC ca. 500 Mio )
Der Standard/Casinos-Verkauf soll rasch über die Bühne gehen