Die am 2. März bekanntgegebene Tätigkeit der ehemaligen Grünen-Chefin Eva Glawischnig (Spieler-Info berichtete) hat in Politik und Publizistik für Aufsehen gesorgt. Spieler-Info zitiert zwei prononcierte Äußerungen von bekannten Kolumnisten.
Eric Frey argumentiert im „Standard“ für mehr Realismus in der öffentlichen Beurteilung und Bewertung der Karrieren von Ex-Politikern, während Peter Michael Lingens in seinem Blog „lingens.online“ einen gefinkelten Schachzug des Glücksspielkonzerns gegen die Grünen sieht.
Eric Frey: Gerechtigkeit für Glawischnig
Novomatic ist keine Gangsterfirma Glawischnig hat sich für die Privatwirtschaft entschieden, und dort für ein ungemein erfolgreiches Unternehmen, das in einer von den Grünen und Teilen der Sozialdemokratie kritisierten Branche tätig ist und jahrelang dort mit aggressiven Praktiken aufgefallen ist. Aber Novomatic ist keine Gangsterfirma. Es ist neben den Casinos Austria der wichtigste Akteur in einem vom Staat streng regulierten Wirtschaftszweig.
Gesetzgeber, Verwaltung und Judikatur fördern ganz gezielt diese beiden Unternehmen gegenüber der europäischen Konkurrenz, vor allem im Online-Bereich, um so den Schutz einzelner Spieler vor Spielsucht und finanziellem Ruin zu gewährleisten.
Peter Michael Lingens: Glawischnig 2: Der Novomatic Coup?
Falls der Novomatic-Eigner wütend gewesen sein sollte…
Falls Novomatic-Eigner Johann Graf, zweifellos einer der cleversten Unternehmer des Landes deshalb eine gewisse Wut auf Jusos vor allem aber die mit ihnen stimmenden nicht mehr ganz so jungen Grünen haben sollte, die unter Glawischnigs Führung versuchten, das kleine Glückspiel auch in Niederösterreich in Frage zu stellen, dann hat er mit der Engagement von Eva Glawischnig einen genialen Coup gelandet: Die ohnehin am Boden liegenden Grünen verlieren nachhaltig an Glaubwürdigkeit und werden es auch bei den für sie überlebenswichtigen kommenden Landtagswahlen extrem schwer haben.
…hätte er genialer nicht Rache nehmen können.
Auf einen Schlag ist aber auch Eva Glawischnigs Ruf restlos ruiniert. Meines Erachtens hat sie jede Chance auf ein Engagement außerhalb der Novomatic-Gruppe auf ein Jahrzehnt hinaus restlos verspielt.
Und ich würde mich nicht rasend wundern, wenn Novomatic schon bedeutend früher feststellte, dass ihr Engagement leider nicht den erhofften „nachhaltigen“ Erfolg gebracht hat, so dass man ihren Vertrag nicht wie ursprünglich geplant verlängert.
Ich will, wie gesagt, keineswegs unterstellen, dass Johann Graf tatsächlich auf diese Weise Rache nehmen will oder wollte – aber wenn er es gewollt hat, hätte er es genialer nicht einfädeln können.
Quellen:
- Eric Frey: Gerechtigkeit für Glawischnig, Der Standard, 03.03.2018
- Peter Michael Lingens: Glawischnig 2: Der Novomatic Coup?, lingens.online, 03.03.2018
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