Wien – Die teilstaatlichen Casinos Austria werden ihr Auslandsgeschäft doch nicht verkaufen.
Wir haben die Entscheidung getroffen, den Verkauf der CAI nicht durchzuführen,
sagte Firmenchef Alexander Labak dem „trend“. In dem Interview kündigte der neue CEO auch eine neue Lotto-App an. 1.300 VLT-Automaten sind aus seiner Sicht in Österreich genug.
Anfang der Woche hat der Vorstand beschlossen, die Casinos Austria International (CAI), in der das Auslandsgeschäft gebündelt ist, zu behalten. Allerdings sollen die Beteiligungen neu strukturiert werden, kündigte Labak an. In ausländischen Casinos, bei denen die Casinos Austria die Kontrolle haben, solle stärker operativ eingegriffen werden. Andere würden als reine Finanzinvestments weitergeführt. Unternehmen, die längerfristig keinen Profit versprechen, sollen hingegen verkauft werden. Welche Beteiligungen in diese Kategorien fallen, will man bei den Casinos Austria vorerst nicht preisgeben.
Bis jetzt hatte sich Labak ebenso wie die Mehrheitseigentümerin, die tschechische Sazka-Gruppe, für einen Verkauf der CAI eingesetzt, was auf Kritik der staatlichen Beteiligungsholding ÖBIB gestoßen war. Sein Verzicht auf einen Verkauf habe aber nichts mit dem Widerstand der Republik zu tun, so Labak in dem Interview.
Zum demnächst neu zu bestellenden Aufsichtsrat sagte Labak, dieser werde „möglicherweise“ verkleinert, „auch mehr Frauen sollen reinkommen“. Derzeit sitzen im Casinos-Kontrollgremium laut Firmenbuch 18 Personen, davon nur zwei Frauen. Aufsichtsratschef ist Walter Rothensteiner, den Labak laut „trend“ gerne weiter dabei hätte. Casinos-Sprecher Martin Himmelbauer wies darauf hin, dass es „die alleinige Entscheidung der Eigentümer“ sei, „ob es zu Veränderungen im Aufsichtsrat kommt. Labaks Aussage sei demnach „auch nur als eine allgemeine Darstellung von Möglichkeit zu verstehen.“
Wegen des geplanten Börsengangs der Sazka in London hätten die Casinos Austria „keinen zusätzlichen Druck“, beteuerte Labak. Dass die Casinos-Tochter Lotterien 70 Mio. statt 40 Mio. Euro ausschüttet, habe nichts mit den Wünschen der Sazka zu tun. Vielmehr sei in den Lotterien viel Cash geparkt,
während wir auf Holding-Ebene fast 300 Millionen Schulden haben. Da macht es wirtschaftlich Sinn, möglichst viel Geld von den Lotterien hinaufzubringen, um den Verschuldungsgrad weiter zu senken.
Produktseitig setzt Labak mehr auf die digitale Anwendungsmöglichkeit und vor allem junge Kunden.
Wir haben ganz aktuell eine Lotto-App entwickelt, die in der Trafik oder an der Tankstelle mit Geld aufgeladen wird.
Die Lotterien bräuchten auch andere Produktkanäle als Trafiken, um junge Menschen besser zu erreichen.
Die Trafikanten würden von dem Glücksspielkonzern „ermuntert“, die Lottoprodukte „aktiver anzubieten“, so Labak.
Wir werden für alle Vertriebspartner extra Verkaufsschulungen durchführen und ein Anreizsystem für Mehrumsätze einführen; wie auch unsere Vertriebsmitarbeiter, die bisher nur ein Fixgehalt hatten, künftig einen variablen Anteil bekommen werden.
Bei der neuen Lotto-App sollen auch die Trafikanten ihre Provision erhalten. Casinos-Austria-Sprecher Himmelbauer erklärte, es gehe darum,
Mehrleistung mit entsprechenden Prämien auch besser abzugelten, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit den Trafikanten als unseren wichtigsten Vertriebspartnern sehr und wollen diese auch, etwa mit der neuen App, sogar noch stärken.“
Bezüglich der Video Lottery Terminals (VLT) versprach Labak – wie schon sein Vorgänger Karl Stoss -, die Casinos keine VLT-Geräte aufstellen, wenn dies politisch unerwünscht ist; in einigen Bundesländern ist ja das Automatenzocken verboten, die Casinos dürften aber dank ihrer vom Bund ausgestellten Lotterielizenz in ganz Österreich 5.000 VLT-Geräte aufstellen. Labak:
Wir werden nicht an Plätze gehen, wo die Politik das nicht haben will.
Die 12 inländischen Spielbanken, deren Betriebsergebnis 2017 von 30 Mio. auf 19 Mio. Euro gesunken ist, will Labak „erstmals online“ bringen. Und auf der Lotterien-Seite win2day, die als einzige in Österreich ganz legal Online-Glücksspiel anbieten darf, werde man auch „Novomatic-Produkte integrieren“. Der niederösterreichische Automatenkonzern war früher Erzrivale der Casinos Austria, ist nun aber an ihnen beteiligt.
5.000 Automaten wären Labaks Sicht
sowieso zu viele. Wir werden am Ende 1.300 Automaten in ganz Österreich haben, davon 150 in Wien.
Derzeit hat der Casinos-Austria-Konzern rund 700 VLT-Geräte in WINWIN-Salons und Spielbanken in Betrieb.
Mit der Stadt Wien hatte es zuletzt wegen der VLT-Expansionspläne Streitigkeiten gegeben. Wien hat das Automatenzocken vor ein paar Jahren verboten, was unter anderem den Branchenprimus Novomatic hart traf. Jetzt haben sich die Casinos in ehemalige große Novomatic-Salons, etwa im Prater, eingemietet und dort Video Lottery Terminals aufgestellt.
Quelle:
Casinos Austria behalten ihr Auslandsgeschäft, Kurier.at, 11.04.2018
Trafikanten sollen Provisionen für mehr Lottoverkäufe bekommen, Die Presse, 12.04.2018