Laut der aktuellen Onlinemeldung von kurier.at spielt es sich bei den teilstaatlichen Casinos Austria (Casag) immer heftiger ab. Jetzt gehen auch die Trafikanten auf die Barrikaden, die wichtigsten Vertriebspartner für die Casinos-Tochter Lotterien, die Cash-Cow des Glücksspielkonzerns.
Anlass ist ein neues, wesentlich stärker auf den Umsatz fokussiertes Provisionsmodell. In einem Newsletter warnen die Branchenvertreter ihre Mitglieder davor, zuzustimmen und fordern die Rücknahme dieses Modells.
Wir werden uns das nicht gefallen lassen und alle Hebel in Bewegung setzen,
kündigt Andreas Schiefer, Vize-Gremialobmann der Trafikanten, Interventionen bei den Behindertenverbänden und der Regierung an.
2400 Trafiken verkaufen Lotto-Produkte und erhalten eine kompliziert zu errechnende Basisprovision zwischen 5 und 7,5 Prozent des Umsatzes. Im neuen Modell wird eine Basis von nur fünf Prozent kalkuliert. Kann die Trafik ihren Lotto-Umsatz jedoch stärker steigern als der österreichweite Durchschnitt, gibt es zusätzliche Provisions-Prozente.
Um dasselbe zu verdienen wie jetzt, müsste eine Trafik ihren Umsatz um 20 Prozent steigern,
rechnet Schiefer vor.
Eine durchschnittliche Trafik erwirtschafte 22 Prozent ihres Umsatzes mit Lotto-Produkten, aber nur 15 Prozent ihrer Gewinnmarge. Schiefer kritisiert außerdem, dass die Lotterien in den vergangenen Jahren ihre Produkte zu wenig modernisiert und sich nicht um die Änderungen bei den Kundengruppen gekümmert hätten.
Der durchschnittliche Lottospieler ist altersmäßig ab 35plus, die Jungen spielen kaum Lotto
Wir stehen erst am Beginn der Gespräche,
kalmiert Lotterien-Sprecher Günter Engelhart. Das neue Modell sei kein endgültiger Plan. Er spricht von einem
Anreizmodell, das eine Mehrleistung der Vertriebspartner entsprechend honoriert.
Schiefer freilich vermutet den neuen Großaktionär des Casag-Konzerns, die tschechische Sazka-Group, dahinter:
Da will jemand den Kaufpreis so rasch wie möglich zurück verdienen.
Im Vorstand ist der neue Chef Alexander Labak für den Wirbel mit den Trafikanten verantwortlich. Er liefert sich, wie berichtet, auch mit den Betriebsräten harte Auseinandersetzungen. Labak werden Defizite bei Führungsqualitäten und Sozialkompetenz vorgeworfen, nicht nur von den Belegschaftsvertretern.
Minus in den Casinos
In den zwölf Inlands-Casinos sinken die Umsätze. Der Negativ-Trend setzte im Spätherbst 2017 ein und beschleunigt sich seit Jahresbeginn 2018. Die Einspielergebnisse sind heuer deutlich rückläufig und liegen klar hinter den budgetierten Werten. De facto spielen nur die Standorte Wien und Bregenz Gewinne ein. Die Casinos-Direktoren fürchten bereits um ihre Jobs.
Auf Eigentümerebene herrscht ebenfalls das Prinzip Chaos. Die für Dienstag angesetzte außerplanmäßige Sitzung des Casag-Aufsichtsrates wurde wieder abgesagt. Es ist schon das dritte Mal, dass ein Aufsichtsratsmeeting gecancelt wird. Auf der Tagesordnung standen die Vorbereitungen für die Hauptversammlung am 20. Juni. Es wäre um die Bestellung der Aufsichtsräte gegangen, die Mandate aller Mitglieder laufen aus. Außerdem hat das Gremium ein grobes Problem mit der Frauenquote, das es durch Neubesetzungen zu lösen gilt.
Die Order zur Absage kam vom Finanzministerium. Denn immer noch herrscht zwischen den Eigentümern Sazka (38 Prozent), Republik (33 Prozent) und Novomatic (17 Prozent) keine Klarheit über die künftige strategische Ausrichtung der Casag. Die Nominierung von Aufsichtsräten und die Diskussion, welcher Eigentümer wie viele Mandate erhält, macht ohne Einigung über die Strategie jedoch keinen Sinn.
Sazka geht nicht an Börse
Aus dem Kapitalmarkt hört man, dass die Sazka Group heuer doch nicht an die Börse gehen wird. Der Konzern, der in Europa zu den Marktführern im Lottogeschäft gehört, hatte einen Börsegang (IPO) in Londonmit einer möglichen Zweitnotierung in Wien evaluiert, um sich frisches Kapital zu holen. Die Vorbereitungen wurden gestoppt, einen neuen Zeitplan für einen IPO gibt es derzeit nicht.
Quelle:
- Lotto: Aufstand der Trafikanten, kurier.at, 28.05.2018