Laut eines aktuellen Berichtes des Berliner Kurier, ist so eine Kaffeehausdichte wie am Britzer Damm nicht einmal in Wien zu verzeichnen. In Neukölln gibt es ein Café, in dem es im Innern recht ungewöhnlich zugeht: Insgesamt sind sechs Cafés auf engstem Platz in unterschiedlichen Räumen. Alle sind durch Glaswände getrennt. In jedem Raum stehen eine Kaffeemaschine und drei Glücksspielautomaten.
Die Getränkemaschinen dürften Tarnung sein. Denn wird das Geld primär mit Kaffeeverkauf verdient, können laut Rechtslage in einem Café drei Glücksspielautomaten stehen. Darum hat das Geschäft am Britzer Damm auch in jedem Raum eine Kaffeemaschine und drei Automaten.
Sucht- und Verschuldungspotenzial
Jetzt rückte die Polizei an und durchschaute das Spiel. Die Beamten sahen alle sechs Einzelcafés als eine illegale „Spielhölle“ an. Der Laden wurde vorübergehend geschlossen, die Automaten aus dem Verkehr gezogen. Dieser Einsatz im Kampf gegen illegales Glücksspiel ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. So einfach lässt sich die Branche ihr Tun nicht verbieten. Schließlich geht es um viel Geld.
13,5 Milliarden Euro nimmt die deutsche Glücksspielbranche pro Jahr ein. Ein gewaltiger Markt mit gefährlichem Sucht- und Verschuldungspotenzial für die Zocker. In Berlin gibt es 470 reguläre Spielhallen, die unter staatlicher Kontrolle stehen. Dazu kommen 2500 Läden, die die besagten drei Spielautomaten und eine Kaffeemaschine haben – wie am Britzer Damm.
Die legalen Hallen brauchen geschultes Personal, haben strenge Auflagen und zertifizierte Spielautomaten. Das kostet Geld und schmälert Gewinne. Erklärtes Ziel der Politik war es, das Glücksspiel einzudämmen. Die „klassische“ Branche fühlt sich gegängelt, macht Druck, dass der Staat gegen die illegale Konkurrenz vorgeht.
Der Vorwurf: Es gibt ein Vollzugsproblem beim Vorgehen gegen illegale Einrichtungen. In Berlin fehlt bei Polizei und Ordnungsbehörden Personal, um die Szene genauer zu durchleuchten. Der Sprecher des Verbandes der Automatenwirtschaft, Georg Stecker, sagt:
Mit großer Sorge sehen wir, dass die Illegalität am Markt enorm zunimmt. Die Kommunen seien aufgrund von Steuerausfällen die Verlierer dieser Marktentwicklung.
Quelle:
- Immer mehr illegale Angebote: Das Tor zur Spielhölle ist offen, Berliner Kurier, 03.06.2018