Wie Salzburg24.at aktuell berichtet, seien ein bis zwei Prozent der Bevölkerung schätzungsweise süchtig nach Online-Spielen, fast ausschließlich junge Männer. Das berichtete das Wiener Anton Proksch Institut (API). Bei den 15- bis 18-Jährigen liege die Zahl der Betroffenen vermutlich sogar bei vier Prozent.
Den Schritt der Weltgesundheitsorganisation (WHO), exzessives Online-Gaming in den neuen Katalog der Krankheiten aufzunehmen,
begrüßen wir natürlich, weil es die Akzeptanz von Online-Gaming als Krankheit fördert und im besten Fall auch die Bereitschaft der Betroffenen erhöht, sich in Therapie zu begeben,
sagte Roland Mader, API-Experte für Online-Sucht. Er erklärte auch die Hintergründe, die zum übermäßigen Computerspielen führen können:
Es geht hier um Eskapismus, um eine Flucht aus dem eigenen Leben.
Die Betroffenen spielen mit Avataren in einer virtuellen Fantasiewelt, in der sie besondere Kräfte haben und Teil einer Gruppe sind.
Das Zugehörigkeitsgefühl wird allerdings schnell zum Gruppenzwang, nach dem Motto: Du kannst jetzt nicht schlafen gehen, Du musst mit uns weitermachen,
meinte der Experte. Gespielt werde vor allem „World of Warcraft“ oder andere Online-Rollenspiele.
Kriterium für eine Sucht sei nicht in erster Linie die Zahl der Stunden, die Betroffene vor dem Computer verbringen, sondern der Rückzug aus dem realen Sozialleben. Dabei sei das Problembewusstsein sehr gering:
Die Gamer kommunizieren ja – aber eben nur über ihr Headset von ihrem Zimmer aus,
sagte der Experte. In der Therapie gehe es zuerst einmal darum, sich vom Avatar zu lösen. „Der Avatar wird als ‚anderes Ich‘ wahrgenommen“, erklärte Mader. „Wenn das nicht mehr da ist, stellt sich für die Betroffenen die Frage: Wer will ich eigentlich sein? Und welche Fähigkeiten habe ich noch, wenn ich nicht mehr die Superkräfte des Avatars besitze?“
Das Anton Proksch Institut in Wien-Liesing, Österreichs größte stationäre Einrichtung für Suchtkranke, behandelt alle gängigen stoffgebunden und stoffungebundenen Süchte: Alkohol-, Nikotin-, Medikamenten- und Drogensucht sowie Internet-, Kauf- und Spielsucht bzw. Online-Spielsucht, für die wurde bereits ein eigenes Therapieprogramm entwickelt wurde.
Quelle:
- Zwei Prozent der Österreicher von Online-Spielsucht betroffen, Salzburg24.at, 14.06.2018