Laut der aktuellen Onlinemeldung der WirtschaftsWoche, fordern Spielautomatenhersteller im künftigen Glücksspielstaatsvertrag endlich legale Angebote im Internet zu ermöglichen. Dagegen stehen die Interessen der kleinen Staatslotterien.
Bastian Schweinsteiger blickt seit einigen Monaten von unzähligen Plakaten in Bahnhöfen und anderen öffentlichen Orten. „Das allerwichtigste ist, dass du sauber spielst, egal wo und was du spielst“, steht da neben seinem Kopf. Der frühere Spieler der Fußball-Nationalmannschaft – als Spät-Profi heute beim amerikanischen Club „Chicago Fire“ – gibt sein sympathieerweckendes Gesicht her für ein Spiel, das ähnlich verbreitet wie Fußball ist, aber weit weniger sozial akzeptiert. Auf den Plakaten und in einem Video-Clip im Internet und im Vorprogramm zahlreicher Kinos verbreitet Schweinsteiger die Botschaft des Verbands der Deutschen Automatenwirtschaft: Es brauche legale Spielhallen, „die sich an Recht und Gesetz halten“, sagt Schweinsteiger im Clip. „Und die erkennt man an fünf Regeln, die den Unterschied machen.“ Nämlich: Zutritt nur ab 18, kein Alkohol, geschultes Personal, Spielerschutz, geprüfte Qualität.
Den gesamten ausführlichen Bericht dazu lesen Sie bitte hier nach.
„Konjunkturprogramm für illegale Angebote“
Der Staat kann zwar das Betreiben von Spielhallen erschweren und so das Straßenbild von Bahnhofsvierteln und Gewerbegebieten verändern, aber vermutlich ändert er damit nichts an der Nachfrage. Es gab vermutlich keine Epoche und keine Kultur der Menschheitsgeschichte, in der das gewinnermöglichende Glücksspiel nicht existierte – große Unterschiede gab und gibt es bis heute allerdings, was die gesellschaftliche und politische Akzeptanz angeht. Sie ist etwa im traditionell wettbegeisterten Großbritannien sehr viel größer als hierzulande.
Spielautomaten-Lobbyist Henzgen beklagt in Deutschland eine mangelnde „Akzeptanz des Faktischen“: „Glücksspiel findet in der Mitte der Gesellschaft statt. Das anzuerkennen ist keine Glaubensfrage, sondern Tatsache und damit Voraussetzung für jede weitere sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Thema.“ Stattdessen habe eine „unheilige Allianz von moralisierender Konsumentengängelung und hartnäckigem ordnungspolitischem Desinteresse“ zu einem „Weniger-ist-besser-Paradigma“ geführt. „Die öffentliche Beschäftigung mit Glücksspiel“, sagt Henzgen, „ist oftmals unterkomplex und moralinsauer. Dies verhindert seit Jahren eine Regelung, die den staatlichen Schutzauftrag und die Freiheitsrechte der Konsumenten in einen sinnvollen Ausgleich bringt.“ Das Ergebnis sei ein „Konjunkturprogramm für illegale Angebote“. Die finden sich heutzutage nicht mehr nur in schmuddeligen Hinterzimmern, sondern für jedermann leicht zugänglich im Internet.
Nur fünf bis sieben Prozent der Menschen, die im Internet an Glücksspielen teilnahmen, wussten, dass das in Deutschland in den allermeisten Fällen illegal ist, wie eine Umfrage von Löwen Entertainment 2017 zeigte. Nicht überraschend, schließlich finden sich rund 1000 deutschsprachige Seiten im Netz, die solche Geldgewinnspiele anbieten – von illegalen, kriminellen Anbietern oder von solchen, die im Ausland, etwa in Malta oder Großbritannien, legal aktiv sind.
„Wir brauchen attraktive legale Angebote in allen Glücksspielformen – online und offline“, sagt Henzgen. „Ansonsten werden die Konsumenten weiterhin von Staats wegen in den Schwarzmarkt getrieben.“ Die Argumente von Löwen Entertainment für die Legalisierung des Online-Glücksspiels sind letztlich ähnliche Argumente wie diejenigen für die staatlich kontrollierte Freigabe von Drogen: Der „Stoff“ ist frei von besonders toxischen Zusätzen, wird von geschulten, kontrollierten Händlern angeboten – und vor allem nicht an Minderjährige verkauft. In Dänemark, so Henzgen, habe die Legalisierung dafür gesorgt, dass über 90 Prozent des Internet-Glücksspiels nun bei staatlich regulierten Anbietern stattfinde. Im Schwarzmarkt herrschen weder Schweinsteigers fünf Regeln für ein „sauberes“ Spiel, noch können dort die fünf Ziele des noch laufenden Glücksspielstaatsvertrages verfolgt werden: So soll das Entstehen von Spielsucht vermieden und das Bedürfnis zu Spielen in geordnete Bahnen gelenkt werden. Zudem soll der Jugend- und Spielerschutz gewährleistet werden. Die Regelungen sollen zudem dazu beitragen, dass das Glücksspiel ordnungsgemäß durchgeführt wird und die Integrität des sportlichen Wettbewerbs (sofern es um Sportwetten geht) gewahrt bleiben.
Den gesamten ausführlichen Bericht dazu lesen Sie bitte hier nach.
Quellen:
- Glücksspielstaatsvertrag: Gibt es bald legales Glücksspiel im Netz?, wiwo.de, 13.03.2019
- „Konjunkturprogramm für illegale Angebote“, wiwo.de, 13.03.2019