Wie in dem Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten zu lesen ist, ist eine Änderung des Glücksspielgesetzes längst überfällig – das ist keine Stilfrage.
In ihren schlimmsten Phasen spielte sie drei Tage lang durch. Ohne zu schlafen. Sie überzog ihr Konto, versetzte Schmuck und Auto. Ihr Geld verschwand in Spielautomaten. Ihren Job verlor sie obendrein.
Vielen fällt es schwer, sich ein Bild davon zu machen, was Spielsucht mit Betroffenen anstellen kann. Eine 57-jährige Traunerin – sie möchte anonym bleiben, nennen wir sie Frau B. – schilderte es in einem OÖN-Bericht im Vorjahr eindrücklich.
Welche Form des Spielens lässt die meisten Menschen süchtig werden? „Eindeutig die Spielautomaten“, sagt der Linzer Psychiatrie- Primar und Suchtexperte Kurosch Yazdi. Sie seien leicht verfügbar. Man könne in kurzer Zeit viele Spiele absolvieren, wodurch sich der Kick „gewinnen oder verlieren“ oft einstelle. „Das ist es, was süchtig macht“, sagt Yazdi.
Wenn wir über eine Novelle des Glücksspielgesetzes reden, die zumindest halbwegs brauchbare Instrumentarien im Kampf gegen illegale Spielautomaten bringen soll, dann reden wir auch über Menschen wie Frau B. Daran sollte man denken, bevor man als zuständiger Staatssekretär darüber sinniert, ob das Drängen eines Landeshauptmanns auf diese Novelle nun „guter Stil“ ist oder nicht.
Die OÖN berichten seit Jahren über das Katz-und-Maus-Spiel, das die Betreiber illegaler Spielautomaten den Behörden liefern. Kaum sind Automaten beschlagnahmt, werden sie umgehend ersetzt. Behördlich geschlossene Spielstätten werden unter dem Namen eines Strohmanns rasch wieder geöffnet. Und Juristen, die gegen die Glücksspielmafia vorgehen, kann es passieren, dass Vermummte vor ihrem Reihenhaus „demonstrieren“.
Die Novelle ist überfällig. Für Ermittler und Verwaltungsbehörden, denen die Sisyphos-Arbeit von Beschlagnahmen und Wiederbeschlagnahmen nur Frust bereitet. Für Menschen wie Frau B., die Spielsucht in die Verzweiflung treiben kann.
Wird die Gesetzesänderung dem Leid der Spielsucht ein Ende bereiten? Gewiss nicht. Die vielfältigen Möglichkeiten, sich online oder im Ausland ins Glücksspiel-Unglück zu stürzen, wollen wir gar nicht aufzählen. Es wird auch weiter die in Oberösterreich 2011 lizensierten, legalen Spielstätten geben, in denen man sich aber registrieren lassen muss und Sperren für Spielsüchtige gelten. Den illegalen, gänzlich unregulierten Spielstätten wird aber endlich leichter beizukommen sein.
Quelle:
- Glücksspiel-Unglück und Fragen des Stils, Oberösterreichische Nachrichten, 18.03.2019