In seiner gestrigen Ausgabe berichtet das Nachrichtenmagazin, „profil“ über die Glücksspielmafia: „Millionen mit illegalen Automaten. Die österreichischen Behörden sind hilflos.“
Die Glücksspielmafia scheffelt mit illegalen Automaten Millionen – dank raffinierter Juristen, brutaler Schlägertrupps und professioneller Logistik. Ein oberösterreichisches Konglomerat profitiert von laschen Behörden und guten Kontakten in die Politik.
Laut Beamteninformationen stehen in einem Logistikzentrum in Edt bei Lambach etwa 1000 neue Automaten für die Nachbestückung bereit. Bei einem profil-Augenschein am vergangenen Mittwoch parkten vor der modernen Lagerhalle mehrere weiße Transporter. Die Logistikfirma zählt zum sauberen Geschäftszweig des Glücksspiel-Konglomerats: Lagerung und Transport der Geräte sind nicht strafbar – erst wenn sie bespielt werden, können die Behörden einschreiten. Als Spielbetreiber treten meist ausländische Firmen auf, das erschwert die Exekution von Verwaltungsstrafen. Die weitverzweigte Firmenstruktur besteht nur am Papier – tatsächlich dürften im Bezirk Wels-Land an einer Adresse alle Fäden zusammenlaufen. Nachzuweisen ist das schwer.
Mit der Beschlagnahmung der Geräte ist es nicht getan. Die Glücksspiel-Mafia bekämpft mit ihren Anwälten alle Bescheide bis zum Höchstgericht. Mitarbeiter der regionalen Finanzpolizei-Dienststellen verbringen als Zeugen bis zu drei Tage in der Woche vor dem Landesverwaltungsgericht. Umso größer ist die Genugtuung der Beamten, wenn ihnen einmal ein Schlag gegen die Bande gelingt.
Am 11. Februar machte eine Welser Polizeiinspektion einen unerwarteten Fang. Gegen 17 Uhr lief den Beamten in der Innenstadt ein amtsbekanntes Clanmitglied des Glücksspiel-Konglomerats sprichwörtlich in die Arme. Der Mann war mit wertvoller Fracht unterwegs: Knapp 34.500 Euro in bar – dieses Beweismittel könnte noch entscheidend werden. Verraten hatte den Mann sein markanter Mercedes-SUV, der unweit des berüchtigten Glücksspiellokals geparkt war. Dort warteten die Polizisten auf ihn. Der Mann ist Geschäftsführer einer GmbH, die mehrere illegale Spielhöllen betrieb, auch jene in Wels. 870.000 Euro an offenen Verwaltungsstrafen hatte der Geschäftsführer angehäuft. Die Strafen bezahlte er konsequent nicht, nun muss er den ersten Teil seiner Ersatzfreiheitsstrafe im Polizeianhaltezentrum verbüßen. Er darf dort allerdings nur sechs Wochen am Stück angehalten werden. Noch am Abend der Verhaftung forderte der Anwalt
per Mail die Herausgabe der 34.500 Euro – denn das Geld gehöre nicht seinem Mandaten, sondern der GmbH. Tatsächlich fanden die Beamten einen Beleg bei dem Verhafteten, der zeigt, wie professionell die Automatenmafia agiert: Auf dem Schrieb war der Monatsumsatz eines Glücksspielbetriebs in Traun vermerkt, ganz so, als handelte es sich um ein sauberes Unternehmen. 69.000 Euro hatten die Automaten der illegalen Truppe dort eingespielt. Dem Gastronomen, der die Automaten in seinem Lokal aufstellt, wurde demnach die Hälfte ausbezahlt, den Rest – 34.500 Euro – kassierte der gefasste Mann für die Bande ein. Auf dem Beleg findet sich auch eine Zeile, in der die monatlich polizeilich beschlagnahmten Beträge einzutragen sind. Das Netzwerk führt also sogar Buch darüber, wie viel Geld durch die Finanzpolizeikontrollen verloren geht.
Obwohl der Anwalt belegen konnte, dass die 34.500 Euro der GmbH zuzuordnen sind, wurde der Betrag von der Behörde einbehalten. Denn auch gegen die betreffende GmbH gibt es vonseiten mehrerer Bezirkshauptmannschaften offene Forderungen über Zehntausende Euro. Das Geld könnte auch als Beweismittel dienen: Die BH wird demnächst das sogenannte Geldwäscheformular an das Bundeskriminalamt (BKA) übermitteln.
Alle weiteren Details und Berichte lesen Sie bitte im Anhang nach,
Anhang:
- „Die Glücksspielmafia: Millionen mit illegalen Automaten. Die österreichischen Behörden sind hilflos.“ – Profil, 12/2019, 17.03.2019