Die Art und Weise, wie der MR-Politiker und frühere EU-Kommissar für Justiz, Didier Reynders, bei der Nationallotterie Geld gesetzt hat, ist höchst ungewöhnlich. Das lässt die belgische Nationallotterie wissen. Die Staatsanwaltschaft hatte letzte Woche eine Hausdurchsuchung bei Reynders durchgeführt, weil er angeblich Geld durch Glücksspiel gewaschen hat. Die Nationallotterie teilt in einer ausführlichen Pressemitteilung mit, sie habe bereits 2021 eine Untersuchung eingeleitet, weil ihr die beiden Spielerkonten von Reynders „auffällig“ erschienen.
Didier Reynders und seine Frau hatten beide Spielerkonten und auf beide Konten wurden 25.000 € pro Jahr eingezahlt, um an Glücksspielen teilzunehmen. Das ist fast das erlaubte Maximum. Sie haben auch viele elektronische Gutscheine verwendet, um dieses Geld einzuzahlen und einen großen Gewinn erzielt – 15.000 Euro pro Konto und Jahr.
Von 2 Millionen Inhabern von Spielerkonten in Belgien gab es nur 2, bei denen alle Alarmglocken läuteten, sagt die Nationallotterie, und das waren die von Didier Reynders und seiner Frau. Deshalb haben sie eine Untersuchung eingeleitet. In der Zwischenzeit spielten Reynders und seine Frau auf die gleiche Weise weiter, so dass von 200.000 € Einsatz über 4 Jahre hinweg die Rede war. Reynders selbst hat bereits letzte Woche über seinen Anwalt bestritten, dass er auf diese Weise Geld gewaschen hat. Außerdem hat er sich nicht weiter zu der Angelegenheit geäußert.
„Abnormales Spielverhalten“
Im belgischen Bundesparlament wurden Fragen über die Effizienz der Kontrollmechanismen der Nationallotterie laut. Die Lotterie reagierte verärgert auf das, was sie als „ungerechtfertigte Angriffe auf ihren Ruf“ bezeichnete. In ihrer Pressemitteilung mit einem 12-seitigen Memo weist die Lotterie darauf hin, dass sie im Jahr 2022 den zuständigen Behörden „abnormales Spielverhalten, das auf mögliche Geldwäschedelikte hinweisen könnte“, gemeldet habe. Dies geschah nach einer „sehr gründlichen Analyse“, heißt es.
Bereits 2021 bemerkte die Nationallotterie, dass eine Verkaufsstelle eine auffallend große Anzahl von elektronischen Gutscheinen verkauft hatte. Es folgte eine Untersuchung, die ergab, dass die meisten dieser Scheine mit zwei Spielerkonten verknüpft werden konnten, die einer Person mit einer „politisch sensiblen Identität“ gehörten.
KPMG-Untersuchung
Die Beratungsfirma KPMG wurde beauftragt, die Angelegenheit gemeinsam mit der Lotterie weiter zu untersuchen, woraufhin im März 2022 ein Bericht bei der Bundesstaatsanwaltschaft eingereicht wurde.
Die Lotterie habe „immer voll und ganz mit den Ermittlern kooperiert“, aber die Sperrung von Transaktionen, die Schließung von Spielerkonten oder die Blockierung des Verkaufs von E-Gutscheinen durch die Verkaufsstellen sei nicht möglich gewesen. Dies hätte möglicherweise die gerichtlichen Ermittlungen behindert. Darüber hinaus ist es für die Lotterie unmöglich zu überprüfen, ob die E-Gutscheine in den Verkaufsstellen in bar gekauft werden oder nicht. Die Zahlungsvorgänge in diesen Verkaufsstellen laufen nicht über die Systeme der Nationallotterie, so die technische Erklärung.
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