In einem 50-seitigen Bericht dokumentiert das Bundesministerium für Finanzen (BMF) die Aktivitäten der Institution im Hinblick auf das Thema „Glücksspiel“ zwischen Januar 2014 und Jahresende 2016. In einigen Bereichen – wie z.B. für die in diesem Ministerium angesiedelte „Stabsstelle für Spielerschutz“ – wurden Daten bis Juni 2017 berücksichtigt. Spieler-Info berichtet in einer Artikel-Serie über die Kernaussagen des Berichts.
Wie bereits der vorangegangene Glücksspielbericht 2010-2013 geht der nun vorliegende Rapport für die Jahre 2014 bis 2016 auf die besonderen Agenden des BMF seit der Glücksspielreform 2010 ein. Erklärtes Ziel ist die kohärente Ausgestaltung des Österreichischen Glücksspielmonopols, speziell, was Sicherheitsstandards, Werbung und Spielerschutz anbelangt.
Die nach § 1 Abs. 4 GSpG eingerichtete „Stabsstelle für Spielerschutz“ befasst sich mit Themen von hoher gesellschaftlicher Relevanz, die im Konnex mit jeder Art von Glücksspiel auftreten. Dazu zählen die Suchtprävention, der Jugend- und der Konsumentenschutz.
Die konkrete Bewältigung dieser Aufgaben beruht im Wesentlichen auf den folgenden fünf Agenden:
- Aufklärung und Information;
- Koordination von Maßnahmen des Spielerschutzes, Vernetzung der relevanten staatlichen und fachlichen Einrichtungen auf Bundes-, Landes- und Regionalebene;
- Fachliche Evaluierung von Spielerschutzkonzepten der Bundeskonzessionäre; Begutachtung von Gesetzesentwürfen und Verordnungen; Spielsucht-Prävention im österreichischen sowie im internationalen Glücksspielrecht;
- Internationaler Austausch und multinationales Networking;
- Wahrnehmung und Unterstützung wissenschaftlicher Forschung im Hinblick auf Spielerschutz und Suchtprävention.
In den Jahren 2014 bis 2016 lag ein besonderer Fokus der von Mag. Alice Schogger geleiteten Abteilung auf der Weiterentwicklung von Standards und Strategien zur Eindämmung der Spielsucht und der damit verbundenen ungünstigen Effekte (Existenzsicherung wirtschaftlich, psychologisch, sozial).
1. Aufklärungs- und Informationsarbeit
Mit der Erneuerung der Webseite der „Stabsstelle“ wurden Daten und Fakten zu Glücksspiel und Spielerschutz aktualisiert. Entsprechend stehen nun aktuelle Adressen, Kontaktstellen und Links zu Hilfs- und Beratungsangeboten in ganz Österreich zur Verfügung.
Projekte zu Spielerschutz und Spielsucht-Prävention wurden dokumentiert, evaluiert und später publiziert. Damit gelangten einschlägige Forschungsresultate an Fachpublikum und Laienöffentlichkeit. Speziell im Rahmen der Jugendarbeit konnten Bildungs- und Informationsmaßnahmen gute Erfolge verzeichnen.
Information benötigen indes nicht nur Betroffene und deren Angehörige, Betreuungspersonal und Ärzte, Pädagogen und Sozialarbeiter, sondern auch Exekutivbeamte (Polizei), die im Zuge ihrer Tätigkeit mit betroffenen Personen bzw. mit Betreibern von z.T. illegalen Spielstätten und -Angeboten in Kontakt kommen. So erschien im Magazin „Öffentliche Sicherheit“ des BMI (Ausgabe 11-12/2016) ein mehrseitiger Artikel über die „Spielerschutzstelle“ im BMF, deren Arbeit und Aufgaben sowie zur Spielsuchtproblematik allgemein.
2. Koordination und Kooperation
Der Umstand, dass es sich beim Thema „Spielerschutz“ um eine klassische Querschnittsmaterie handelt, erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine koordinierte Zusammenarbeit von Institutionen und Behörden. Dies reicht von rechtlichen über polizeiliche bis hin zu medizinischen und wissenschaftlichen Belangen.
Kooperationen mit Institutionen wie der „Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung“ die 2014 bis 2016 ein Workshop-Programm für Jugendliche entwickelte und evaluierte, zeigten sinnvolle Wege der Sensibilisierung und Prävention. Parallel dazu erhielt ein Kunst- und Theater-Projekt mit integrierender Reflexion (Podiumsdiskussion, Workshops) gute Resonanz.
Beginnend mit dem Jahr 2011 war die „Stabsstelle“ in die Entwicklung einer umfassenden Präventionsstrategie für Kinder und Jugendliche (Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, BMGF) eingebunden. Weiters wurde der Austausch mit staatlich anerkannten Schuldnerberatungsstellen intensiviert.
Auch die Erarbeitung, Realisierung und Überprüfung von Werbung im Sinne von „Responsible Marketing Standards“ stellt einen wichtigen Faktor der Spielsucht-Prävention dar. Entsprechend wurde das Wiener „Anton Proksch Institut“ (API) mit der Erstellung einer wissenschaftlichen Studie zum Thema „Glücksspielwerbung“ beauftragt (2012/2013); als Follow-up wurden die Resultate dieser Studie auf der Website der „Stabsstelle“ publiziert und als „Verantwortungsvoller Maßstab der Glücksspielwerbung nach § 56 GSpG“ formuliert.
Derzeit wird an einem österreichweiten Sperrverbund gearbeitet. Zu berücksichtigen sind dabei datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen und effiziente, dezentrale Strukturen.
3. Fachliche Evaluierung von Gesetzesentwürfen und Verordnungen
Im Rahmen der Begutachtung von Gesetzes- und Verordnungsentwürfen (Bund, Länder) nimmt die „Stabsstelle für Spielerschutz“ Stellung und unterbreitet gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge.
Besonders hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die Tabakgesetznovelle 2015, der zufolge ab spätestens 01.05.2018 ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie gelten wird. Die Tatsache, dass dies auch für Glücksspielbetriebe gilt, wird als „sehr wichtige und effektive, spielsuchtpräventive Maßnahme“ beurteilt.
2013 wurde mit der Durchführung eines Delphi-Prozesses mit ausgewiesenen Suchtexperten zur Frage der Qualitätsstandards von Spielsuchtberatungs- und -behandlungseinrichtungen begonnen, deren Endbericht seit 2014 vorliegt und der die Basis für weitere Überlegungen der Spielerschutzstelle in diesem Bereich darstellt.
4.Internationaler Austausch und multinationales Networking
Seit 2011 institutionalisiert ist der trinationale Austausch zwischen der österreichischen „Stabsstelle für Spielerschutz“ und den Schwester-Behörden Deutschlands sowie der Schweiz. Die regelmäßigen Treffen gelten der fachlichen Kommunikation und dem Vergleich der Spielerschutz-Aktivitäten in den jeweiligen Staaten.
Im November 2015 stattete eine Fachdelegation aus Südkorea der „Stabsstelle für Spielerschutz“ einen Arbeitsbesuch zu den Themen „Spielerschutz“ und „Bekämpfung des illegalen Glücksspiels“ ab.
Durch die Leiterin der „Stabsstelle für Spielerschutz“, Mag. Alice Schogger, ist die Spezialabteilung des BMF in der Expertengruppe der Europäischen Kommission zum Online-Glücksspiel vertreten.
5. Wahrnehmung und Unterstützung wissenschaftlicher Forschung im Hinblick auf Spielerschutz und Suchtprävention; Wissenschaftliche Tagungen, Forschungsaufträge, Publikationen
Jährlich organisiert die „Stabsstelle für Spielerschutz“ im BMF eine Fachtagung zu Glücksspiel und Spielerschutz. Diese Fachtagungen dienen dem Austausch und der Weiterbildung von fachlich bzw. thematisch befasstem Personal, Mitarbeitern von Beratungs- und Behandlungseinrichtungen, Wissenschaftern, Forschern, Behörden usw. – Die Themen der Jahrestagungen 2014 bis 2016 lauteten „Spielerschutz – Vielfalt als Herausforderung“, „5 Jahre verstärkter Spielerschutz in Österreich“ sowie „Spielsucht – verschiedene analytische, präventive und therapeutische Ansätze“.
Rege ist die Beteiligung der „Stabsstelle für Spielerschutz“ an Fachtagungen im In- und Ausland:
Genannt seien u.a. die internationale Konferenz für Forschung und Politik im Glücksspiel (Helsinki 2014), die Glücksspiel-Symposien der „Forschungsstelle Glücksspiel“ an der Universität Hohenheim (Stuttgart-Hohenheim 2014 und 2015), der Deutsche Suchtkongress (Hamburg 2015), die Fachveranstaltung der Spielsuchtambulanz Villach (2015), die Fachtagung zu Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung (Wien 2015), die interdisziplinäre Suchtfachveranstaltung der „Gesundheit Österreich GmbH“ (GÖG) und des BMGF (2016) und eine Fachtagung in Lissabon (2016).
Nicht zuletzt profiliert sich die „Stabsstelle für Spielerschutz“ als Auftraggeberin für Forschung und Wissenschaft. Der Auftrag zur Untersuchung der Reklame im Glücksspielsektor an das „Anton Proksch Institut“ Wien wurde bereits genannt, 2012 war die Spielerschutzstelle in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familien und Jugend (BMFJ) in Vorgespräche zu einer Studie zu Online-Glücksspiel bei Jugendlichen des „Instituts für Jugendkulturforschung“ eingebunden.
Um die spielerschutzspezifische Auswirkungen der mit der Glücksspielgesetznovelle 2010 eingeführten (Mindest-)Standards zu evaluieren, wurde 2015/16 eine entsprechende wissenschaftliche Studie durchgeführt. Schließlich gab die „Stabsstelle“ 2016 eine wissenschaftliche Studie zur besseren Prävention der Glücksspielsucht in Verbindung mit (Begleit-)Kriminalität in Auftrag; der Endbericht soll innerhalb des laufenden Jahres vorliegen.
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