Wien – Die tschechische Glücksspielgruppe Sazka stockt ihre Anteile bei den teilstaatlichen Casinos Austria weiter auf. Am Dienstag segneten die Casinos-Eigentümer in einer außerordentlichen Hauptversammlung die Übertragung eines Anteils der ehemaligen Kirchenbank Schelhammer & Schattera (nun Grawe-Gruppe) ab. Sazka hält nun 38,16 nach 34,04 Prozent an den Casinos. Auch die Staatsholding ÖBIB stimmte zu.
Im Vorfeld der Hauptversammlung war unsicher, ob das Finanzministerium, das über die ÖBIB ein Drittel an den Casinos hält, ihr OK geben würde. Nach APA-Informationen hat sie letztendlich zugestimmt, wenngleich die Stimmung unter den Aktionären nach wie vor nicht die beste ist, wie die APA erfahren hat.
Noch ausständig ist die Genehmigung der ebenfalls im Finanzministerium angesiedelten Glücksspielbehörde. Dem Vernehmen nach gibt es dafür schon eine mündliche Zusage, das OK dürfte in Kürze eintreffen.
In jüngster Zeit hatte es immer wieder Bröseln zwischen den Casinos-Eigentümern gegeben. Neben der Sazka-Gruppe und dem Staat ist der niederösterreichische Glücksspielriese Novomatic mit mehr als 17 Prozent ein großer Casinos-Aktionär. Gestritten wurde etwa über die Strategie der Casinos, den neuen Chef Alexander Labak sowie die bald anstehende Neubesetzung des Aufsichtsrats. Hier haben alle Großaktionäre ihre Begehrlichkeiten.
Der Grawe/Sazka-Deal war bereits seit Längerem abgesprochen. Wegen der Unstimmigkeiten unter der Aktionären war eine schon für Ende Februar anberaumte Hauptversammlung auf Verlangen des Finanzministeriums jedoch abgeblasen worden.
Für die Tschechen sind die 38 Prozent noch nicht das Ende der Fahnenstange. Sie hoffen auf den gesamten Anteil der Grawe-Gruppe, die noch weitere Casinos-Aktien hält. Bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat die Sazka-Gruppe schon im Sommer 2017 deponiert, die alleinige Kontrolle bei den Casinos übernehmen zu wollen.
Bei der Hauptversammlung am Dienstagnachmittag wurden nur jene Grawe-Anteile übertragen, die die Grazer Finanzgruppe über die Beteiligungsgesellschaft Medial gehalten hat. Die Medial gehörte bereits zu rund 89 Prozent den Tschechen, 10,77 Prozent an der Medial hielt das zur Grawe gehörende Bankhaus Schelhammer & Schattera, was durchgerechnet rund vier Prozent am Casinos-Konzern entspricht. Ein Minirest von 0,34 Prozent gehören den Casinos Austria selbst, wodurch die Casinos-Aktionäre weiter Einblick in die Medial haben.
Weitere 5,31 Prozent hält die frühere Kirchenbank direkt an den Casinos – auch auf diese spitzt die Sazka-Gruppe. Diese Aktien sind aber nicht so leicht zu bekommen, weil alle Casinos-Austria-Aktionäre ein Vorkaufsrecht haben.
Sazka und Novomatic haben ein Shareholder-Agreement; Novomatic hat seine Stimmrechte an die Tschechen abgetreten. Der bisherige Erzrivale der Casinos wollte ursprünglich 40 Prozent des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns, das Kartellgericht hatte jedoch Wettbewerbsbedenken und das Vorhaben untersagt.
Quelle:
- Sazka stockt bei Casinos Austria auf, Die Presse, 25.04.2018